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Nicht ganz so ernst .....

Vielleicht hat sich manch einer, der dem Umzug während der Kirmes zuschaut, schon mal gefragt, was denjenigen, die da durch die Gegend marschieren, während dieser Zeit eigentlich so durch den Kopf geht. Hierzu einmal der Bericht eines Schützen, der aus verständlichen Gründen nicht namentlich genannt werden möchte. Nennen wir ihn also einfach einmal “Schütze A.”

Es ist Sonntag, 16.30 Uhr, und trotz des Frühschoppens hast du es geschafft, pünktlich anzutreten. Die Stimme des Hauptmanns, die normalerweise schon nicht gerade leise ist, dröhnt dir im Moment allerdings besonders im Schädel “Rechts um! Im Gleichschritt marrrrsch!”. Gehorsam schwenkst du in die angegebene Richtung und wartest darauf, dass du losmarschieren kannst, ohne deinen Vordermann in die Hacken zu treten. Dann ist es soweit, du fällst nach dem Takt der Musik in den richtigen Schritt und los geht’s.

Wieder einmal stellst du fest, dass es für einen Umzug eigentlich nur vier Arten von Wetter gibt: zu heiß, zu kalt, zu nass oder zu trocken. Oder anders ausgedrückt: entweder klebt dir nach kürzester Zeit die Zunge am Gaumen oder das Wasser steht dir in den Schuhen; entweder verfluchst du deine unheimlich warme Uniformjacke oder du fragst dich, warum es diese Dinger nicht mit Polarausrüstung gibt - einen anderen als einen von diesen Zuständen gibt es einfach nicht!

Du marschierst also im Gleichschritt mit den anderen durch die Gegend, beobachtest die Menschen, die am Straßenrand zuschauen und spätestens, wenn dir die Füße weh tun und deine Oberschenkel dir sagen, dass das doch eine ganz und gar nicht artgerechte Schrittlänge ist, fragst Dich zum hundertsten Mal, welches Pferd Dich getreten hat, als du dich irgendwann einmal dazu bereit erklärt hast, die Schützenuniform anzuziehen und bei den Umzügen mitzumarschieren. Dann hört die Musikgruppe vor dir auf zu spielen, dafür legt die hinter dir los - natürlich genau im anderen Takt. Binnen kürzester Zeit geht also eine hoppelmäßige LaOla-Welle durch die ganze Gruppe, bis alle wieder im gleichen Tritt sind. Eine Ausnahme hierbei bildet nur der Fahnenträger E., der mit dem Gleichschritt ohnehin so seine Probleme hat (Zitat: “Watt denn nu? Gleichschritt oder Bumms auf links - beides kann ich nicht!”). Hier reicht dann allerdings der kurze Hinweis: “Hallo, E., nimm doch mal das andere links!”

Plötzlich der Super-GAU: die Straße macht einen scharfen Knick und auf einmal hast du Gegenwind. Normalerweise ist das ja nichts Schlimmes und bei Wetter eins (also zu heiß) eine durchaus angenehme Angelegenheit. Wenn du bei dieser Gelegenheit aber feststellen musst, dass Schütze M., der genau vor dir marschiert, offensichtlich wieder einmal jede Menge Zwiebeln zum Frühstück verputzt hat und nun auf seinen eigenen Abgasen wie ein Hovercraft durch die Gegend schwebt, wechselst du schlagartig erst mal die Gesichtsfarbe. Mit tränenden Augen schaust du geradeaus und registrierst einigermaßen entsetzt, dass dieser Zustand noch grob geschätzte 800 Meter anhalten wird, bevor die nächste Kurve kommt. Also: Luft anhalten und auf Hautatmung umschalten! Dann ist es endlich geschafft und du stellst fest, wie herrlich frisch doch die Autoabgas-verseuchte Luft auf der Hauptstrasse ist!

Dann geht es in die verkehrsberuhigte Zone. Du denkst wieder an den Frühschoppen und merkst, dass die bepflanzungsbedingte schlangenlinienförmige Straßenführung deinem derzeitigen Bewegungsdrang eigentlich sehr entgegenkommt.

Endlich ist der große Augenblick gekommen: die Parade! Verzweifelt versuchst du, dir ein Grinsen zu verkneifen, als du an deinem Vereinskameraden vorbeimarschierst, der dieses Jahr König ist. Außerdem stellst du fest, dass der von der Gruppe dargebotene sogenannte Stechschritt wieder einmal eher an die graziösen Bewegungen eines Gorillas mit Haltungsschäden erinnert. Um zu verhindern, dass dein Grinsen nur durch die Ohren gestoppt wird, setzt du also eine versteinerte Miene auf - Augen geradeaus und durch!

Dann ist auch dieser Programmpunkt abgehakt und es geht ab ins Zelt. Und nach zwei bis zwanzig Bier bist du dir mit den anderen einig: Das hat doch mal wieder richtig Spaß gemacht!

 

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